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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 1 = Grundstufe B - S. 1

1895 - Halle a. d. S. : Schroedel
A. Lehrgang der Heimatskunde. 3. Schuljahr (Kl. Vii). I. Der Heimatsort. 1. Die Himmelsgegenden. Jeden Tag geht die Sonne im Morgen oder Osten auf. Im Laufe des Vormittags steigt sie immer höher am Himmel empor und erreicht mittags 12 Uhr ihren Höhepunkt. Stellen wir uns mittags der Sonne genau gegenüber, so haben wir vor uns Mittag oder Süden. Unser Schatten fällt dann nach Mitternacht oder Norden. Im Laufe des Nachmittags siukt die Souue immer tiefer am Himmelsgewölbe hinab, bis sie abends im Abend oder Westen untergeht. Der Tag ist vergangen; die Nacht bricht herein. Tag und Nacht machen zusammen 24 Stunden aus. Osten, Westen, Süden und Norden heißen die 4 Himmels- oder Weltgegenden. Wenn ich mich mit dem Gesichte nach N. stelle, habe ich rechts 0 , links W., vor mir N., hinter mir S. Zwischen den Haupt- himmelsgegenden in der Mittelrichtuug liegen die 4 Nebenhimmelsgegenden: Nordost (No.), Südost (So.), Nord- west (Nw.), Südwest (Sw.). Be- zeichne die Lage der Wände, Thüren, Fenster, Tische, Nachbarhäuser u. s. w. uach den Himmelsgegenden! Übertragung der Himmelsrichtungen auf die Schultafel. Zeichuuug mehrerer Orientierungskreuze. Auf der Tafel oder den, Papier ist die Richtuug uach obeu stets N., die nach unten 8., die nach rechts 0. und dienach links W. 2. Das Schnlhaus. Unser Schnlhans hat mehrere geräumige Schnl- zimmer. In welchem Teile des Schulhauses liegt uuser Klassenzimmer? Nenne andere Schulräume! — Das Haus, in dem die Eltern wohnen, ist ein Wohnhaus. Die Räume in demselben nennt man Wohnräume. Neune solche Räume! Wie unterscheidet sich ihre Ausstattung von der eines Schulzimmers ? Die vier Wände des Schulzimmers stehen senkrecht. Der Ofen, die Thür, die Fenster, der Schrank haben ebenfalls eine senkrechte Stellung. Fußboden und Decke unserer Schnlstube liegen so, wie der Wagebalken einer ruhenden, leeren Wage. Man nennt diese Richtung wagerecht. Die Tromnau, Schulgeographte I. 1 Jsfv. No. Su. So. S. Orientierungskrenz.

2. Teil 1 = Grundstufe B - S. 6

1895 - Halle a. d. S. : Schroedel
6 Der Heimatsort. schnell fortgeschafft, andere aus fernen Orten wieder schnell hergebracht werden, ohne daß dies so viel Mühe, Zeit und Geld kostet, als das Fortschaffen mit Wagen und Pferden. Durch die Bahu wird also Handel und Verkehr fehr erleichtert und gefördert. — Vergleiche die Pferdebahn mit der Eisenbahn! 6. Der Heimatsort als Ganzes und im allgemeinen. Erzähle Geschichtliches von deinem Heimatsorte und wie es früher darin ans- gesehen hat! — Stelle mit Hilse der Karte des Heimatsortes dessen Lage zum heimatlichen Hanptgewässer fest! Bestimme die Größe des Heimats- ortes nach der Anzahl seiner Bewohner! In welcher Richtung zeigt die Stadt die größte Ausdehnung? Wieviel Zeit braucht ein Fußgänger, um diese Strecke zu durchwandern? Nenne ältere und neuere Haupt teile der Stadt! Gieb die wichtigsten Straßen und öffentlichen Plätze darin an und bestimme nach dem Schnl-Stadtplan ihre Lage in der Stadt zu einander und znr Schule! Wanderungen auf der Planzeichnung! Bestimme die Abstammung der Bewohuer des Heimatsortes nach ihrer Muttersprache! Welcher Religion gehören die meisten Bürger der Stadt an? Welche andere Bekenntnisse sind noch vertreten? Nenne Gottes- hänser der verschiedenen Religionsgesellschasten! Wie wir auf unseren Wanderungen durch deu Heimatsort gesehen haben, treiben die Bewohner desselben mancherlei Beschäftigungen, um ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Da giebt es zunächst zahlreiche Handwerker, als Schneider und Schuhmacher, Zimmerleute, Maurer, Schlosser und Schmiede, Klempner, Töpfer, Böttcher, Fleischer, Bäcker n. a. m. Man nennt sie auch Gewerbetreibende. — Andere Bürger unserer Stadt sind Kaufleute. In ihren Kaufläden find Kleiderstoffe, Kaffee, Zucker, Reis, Tabak, Getränke, Eisenwaren und andere Verkaufsgegenstände zu haben. Andere beschäftigen sich mit dem Handel von Getreide, Kohlen, Holz, sowie mit der Verfertigung und dem Verkauf vou Maschinen. In Fabriken arbeiten zahlreiche Menschen an der massenhaften Verfertigung bestimmter Waren. Zähle solche Fabriken auf! — Viele Bewohner, namentlich die ärmeren Leute, suchen Arbeit als Handlanger bei Bauten, beim Straßenbau, in Fabriken, Kauslädeu, Brauereien, Fnhrhaltereien n. dgl. Tiefe Lente nennt man Arbeiter. — Außerdem leben in unserer Stadt viele Beamte, welche der König, die Stadt oder große Geschäftsleute augestellt haben. Da giebt es Post- und Bahnbeamte, Lehrer, Richter, Geistliche, Sekretäre, Kassen- beamte, Polizisten n. a. m. Auch Ärzte und Apotheker fehlen nicht. So verschiedenartig alle diese Beschäftigungen auch fein mögen, alle Lente suchen sich dadurch die Mittel zu erwerben, um ihren Lebensunterhalt (Nahrung, Kleidung, Wohnung it. s. w.) zu bestreiten. Man nennt diese Beschäftigungen Nahrungsquellen oder Nahrungszweige der Bewohner. Welche Nahrungszweige siud im Heimatsorte besonders hervorragend? Für das Wohl der ganzen Stadt, für Ruhe und Ordnung in derselben sorgt die Stadtverwaltung. An der Spihe derselben steht der (Erste) Bürgermeister. _ ^hm gehorchen alle städtischen Beamten und arbeiten nach seinen Weisungen im Dienste der Stadt. Von Zeit zu Zeit versammeln sich int Rathanse angesehene Bürger unseres Heimatsortes, um über städtische Angelegenheiten zu beraten. Zähle noch einmal die wichtigsten städtischen Gebäude auf und gieb kurz ihren Zweck an! - Welches ist der erste königliche Beamte, der in der Stadt wohnt? Wiederhole die ^wichtigsten staatlichen Gebäude unserer Stadt! — Gieb an, ob dein Heimatsort Militär hat und welche Truppengattungen darin vertreten sind! Reime den obersten Kriegsherrn aller Soldaten!

3. Teil 1 = Grundstufe B - S. 4

1895 - Halle a. d. S. : Schroedel
4 Der Heimatsort. Welchen Namen führt sie? Wie gelange ich vom Schulhause dorthin? In welcher Richtung zieht sich dieselbe hin? Vergleiche sie ihrer Breite und ander- weitigen Beschaffenheit nach mit der Schulstraße! — Neuue öffentliche Gebäude in der Hauptstraße und gieb kurz ihre Bedeutung an! Welche derselben sind königlich, welche städtisch? Welche Gebäude siud unter deu Privat Häusern merkwürdig ? — In einer Hauptstraße herrscht am Tage reges Verkehrsleben. Erzähle davon! b) Unlängst besuchten wir einen öffentlichen Garten. Gieb seine Lage, Gestalt und Umfriedigung an! Erzähle von den Kieswegen, Ruhebänken, Rasenflächen, Bäumen, Gebüsch- und Blumeugruppeu desselben! Ein Garten bedarf einer aufmerksamen Pflege. Vom Frühling bis zum Winter hat der Gärtner darin mancherlei Arbeiten zu verrichten. Wie kann der Besncher durch sein Verhalten im Garten zur Pflege desselben beitragen? Welchen Nutzen ge- währt ein solcher Garten den Besuchern? — Wer hat daheim einen Garten? In allen Gärten werden Pflanzen angebaut; doch nicht überall dieselben Arten. Wie unterscheiden sich Blumen-, Obst- und Gemüsegärten von einander? - c) Beschreibe den Weg von der Schule nach dem nächsten großen Marktplatz des Heimatsortes! Sprich über feine Gestalt und Größe im Vergleich zu unserm Schulhofe! Welche Straßen führen anf den Markt- platz? — Fast jedes Haus am Markte ist ein Kaufladen. Nenne Waren, die hier zum Verkauf ausgeboten werden! Bezeichne einzelne Geschäfte nach den Waren, welche dieselben führen! Wie unterscheidet sich die Kirche am Marktplatz durch ihren Bau von den bisher betrachteten Gebäuden? Wozu dient dieselbe? Welche andern öffentlichen Gebäude stehen am Marktplatz oder in dessen Nähe? — Ein besonders reges Leben und Treiben herrscht aus dem Marktplatz an den Markttagen. Dann bringen die Landleute aus ihren Gärten und von ihren Feldern allerlei Früchte, ferner Butter, Geflügel und andere Verkaufsartikel auf den Markt. Auch manche Handwerker, als Fleischer, Töpfer, Schuhmacher u. f. w. halten hier ihre Waren feil. Nenne andere Märkte des Heimatsortes! Einzelne werden wohl manch- mal nach den Waren benannt, die dort vorzugsweise ausgeboten werden. Nenne der gleichen! — Warum sind die Marktplätze für die Bewohner des Heimatsortes und seiner Umgebung gar wichtig? — Planzeichnung an der Wandtafel. - d) Zähle die Gewässer des Heimatsortes auf! Wie ueunt man die Räuder derselben? Vergleiche die Bewegung der Wassermasseu im Heimat- lichen Fluß mit denen des Teichs oder Sees! Die Wellenbewegung im Teiche oder See wird durch deu Wind hervorgebracht. Bläst derselbe aus 0., so schlagen die Wellen an das Westufer. In welchen Fällen rollen die- selben uach dem Ost-, Nord- und Südnfer? Wann liegt der Wasserspiegel des Teichs oder Sees ganz glatt und ruhig da? Teiche und Seeu nennt man stehende Gewässer. — Die Wassermassen des Flusses bewegeu sich allzeit fort. Diese Beweguug nennt man das Fließen des Wassers und derartige Gewässer fließende Gewässer. Von dieser Wasserbewegnng kommt auch die Benennuug „Fluß" her. Eiu fließendes Wasser sucht in seinem Laufe st e t s d i e niedrig st eu B o d e n l a g e n auf. Be- stimme die Hauptrichtuug des heimatlichen Flusses! Der Fluß hat zwei Ufer. Weuu man mit deu Augen der Richtung seines Laufes folgt, so hat man zur rechten Hand das rechte Ufer, zur linken Hand das linke Ufer. Auf welcher Flußseite liegen unser Schul- haus, der Marktplatz u. s. w. ? — Die rinnenartige Vertiefung zwischen beiden Ufern, welche sich das Flußwasser ausgewaschen hat, nennt man Fluß- b e 11. In der Regel ist es in der Mitte am niedrigsten, ^s senkt sich

4. Teil 1 = Grundstufe B - S. 5

1895 - Halle a. d. S. : Schroedel
Der Heimatsort. 5 in der Richtung des Flußlaufes. Warum? — Gehen wir dem Fluuaufe entgegen, so bewegen wir uns flußaufwärts, während^das Wasser hinab, also flußabwärts fließt. Alle Gebäude, Bäume, Brücken u. s. w., welche von uns flußaufwärts zu finden find, liegen oberhalb unseres Stand- ortes; Gegenstände, die sich flußabwärts von uns vorfinden, liegen unter- halb desselben. Das Wasser des Flusses gefriert im Winter nicht so leicht, als das des Teiches oder Seees. Nur starker Frost bezwingt die Bewegung des Wassers an seiner Ober- fläche. Wenn nun im Frühjahr die warme Sonne Eis und Schnee auf den um- liegenden Straßen und Feldern schmilzt, dann kann das Flußbett unseres Flusses wohl manchmal diese Wassermassen nicht alle fassen. Das Wasser steigt immer höher, tritt wohl gar über seine Ufer und überschwemmt die anliegenden Straßen. Dies Hochwasser kann großen Schaden anrichten. Weise dies nach! Im Hochsommer dagegen steht das Flußwasser niedrig zwischen seinen Ufern. Dann hat der Fluß niedrigen Wasserstand. Welchen Zweck hat die Überbrückuug des Fluffes? Zähle die Brücken im Heimatsorte! Beschreibe die größte derselben! — Nenne Fahrzeuge, welche die Wasserstraße des heimatlichen Flusses benutzen! Beschreibe eiueu Kahn, ein Floß, ein Segelboot, einen Dampfer! Beschreibe das Fluß- user au eiuer Ausladestelle! Welche Waren werden hier aus- und eingeladen? Wie siehts auf einem Personendampfer aus? Erzähle etwas von dem Ge- werbe des Fischers! Planzeichnung der Flußstrecke des Heimatsortes an der Schul- Wandtafel! —- e) Ein sehr wichtiges Verkehrsmittel für unsere Stadt ist die Eisen- bahn. Die Straße nach dem Bahnhof ist sehr belebt. Erzähle davon! Das Bahnhofsgebäude ist ein großes Haus mit Arbeitsräumen für die Bahnbeamten, Packräumen für das Reisegepäck, mit einem Post- und Telegraphenamt, mit Wartesälen für die reisenden Leute. Am Schalter kauft man den Fahrschein und tritt auf deu Bahnsteig hinaus, um einzusteigen. Der Zug steht auf der Bahnstrecke. Dies ist die Fahrbahn, die „Eisenbahn", auf welcher sich die Bahnwagen sehr schnell bewegen. In der Regel zieht sich die Bahnstrecke auf einem Bahndamm hin. In bestimmten Zwischenräumen sind an derselben Wärterhäuschen erbaut, in denen die Bahn- Wärter sich, aufhalten oder wohnen. Der Eiseubahuzug besteht aus eiuer laugeu Wagenreihe, die von der Lokomotive gezogen wird. Die gleiche Kraft, welche in der Küche beim siedenden Wasser den Topfdeckel hebt, der Wasserdampf, wird iu großer Menge zum Ziehen des ganzen Eisenbahnzuges benutzt. Wasser, Steiukohleu und Feuer, wie daheim, in der Küche, gehören dazu, diese treibende Kraft zu bereiten. Das thut der Heizer, während der Zugführer den ganzen Zug führt. Die Personenwagen dienen zur Beförderung der Personen, die Güterwagen zum Fortschaffen von Waren und Gütern. Dieselben werden vom Güterschuppen aus verladeu. Ms vor 60 Jahren gab es noch keine Eisenbahnen. Da mußte man selbst nach den entferntesten Orten mit Fuhrwerk oder mit dein Postwagen reisen. Dies war sehr teuer urtd_ dauerte oft mehrere Wochen lang und noch länger. Die Waren wurden durch große Lastwagen fortgeschafft; Briefe erhielt man spät und unregelmäßig. — Heute ist bic§ ganz anders. Mit der Eisenbahn kann man für billiges Geld in wenigen stunden viele Meilen weit reisen. Die Waren können aus unserer Stadt

5. Das Deutsche Reich - S. 64

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 64 — großen Tannen und Fichten nieder und flößen die Stämme auf den Gebirgsslüssen dem Neckar und Rheine zu, wo sie, zu großen Flößen vereint, rheinabwärts bis Holland geführt werden. An den Gebirgs gewässern findet man zahlreiche Sägewerke und Mühlen; fast in jedem Waldbezirke liegen Glashütten und Hammerschmieden, und in tiefer Waldeinsamkeit senden Terpentinschwelereien und Pechhütten ihre scharfen Düfte in aufsteigenden Rauchsäulen empor. Im dunkeln Hochwalde treibt auch der Köhler sein Wesen. — Der Holzreichtum des Gebirges nötigte die Wäldler znr Holzschnitzerei und verwandten Arbeiten des Hausfleißes, so daß sich ans dieser Grundlage eine umfangreiche und weitverzweigte Gebirgsindnstrie herausgebildet hat. Die Leute schnitzen mancherlei Hausgeräte und Spielsachen, fertigen Strohflechtarbeiten und allerlei Musikinstrumente. Namentlich sind sie aber geschickt in der Herstellung der weltbekannten Schwarzwälder Uhren, die nicht nur in ganz Europa, sondern anch in Nordamerika und andern überseeischen Gebieten Absatz finden. Dieser Erwerbszweig wird bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts betrieben und gewährt hente Tausenden, meist in den Amtsbezirken Triberg, Villingen, Neu- st ad t, Waldkirch und Fr ei bürg, ihren Lebensunterhalt. In neuester Zeit hat auch die Fabrikation von Orchestrions bedeutende Erfolge aufzuweisen, die namentlich in Feuchtwangen, Vöhren- bach und Kirn ach verfertigt werden. — Ackerbau und Vieh- Wirtschaft und endlich Fremdenverkehr sind ebenfalls wichtige Nahrungsquellen. Eigenartig ist das Wohnhaus der Landleute. „Das Haus des Wäldlers ist von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen des weitvorspringenden Daches. Zu den Schlafgemüchern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen, draußen am Hause, liegt der Holz- Vorrat. Auf der Hinterseile senkt sich das Dach bis auf den erhöhten Boden, so daß man wie über eine Brücke nach der Tenne der Scheune fährt und über den Köpfen von Menschen und Tieren drischt. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebet." (Daniel-Volz, Deutschland. S. 339). — Die wichtigste Verkehrslinie des Schwarzwaldgebietes ist die 1873 eröffnete Schwarzwaldbahn, die so recht das Herz des Gebirges durchschneidet. Sie führt von Offen bürg in sö. Richtung über Haslach, Villingen und Donaueschingen nach Lingen und wird wegen ihrer Kunstbauten und der landschaftlichen Schönheiten jenes Gebirgsgebtetes von Reisenden viel befahren, sie ist unstreitig die großartigste aller Gebirgsbahnen des Deutschen Reichs, führt über kühn angelegte Brücken und Viadukte und durchbricht in 38 Tunnels die Bergketten. Bei ihren zahlreichen Krümmungen gewährt sie dem Reisenden stets neue überraschende Blicke auf die bewaldeten Höhen und in die von einer gewerbtütigen Bevölkerung bewohnten Talgründe. Der Odenwald bildet ein 55—65 km langes und durch- schnittlich 40 km breites Massengebirge von 400 m mittlerer Höhe, welches einen Ranm vom 2 500 qkm bedeckt (= Sachsen-Meiningen). Er erhebt sich n. vom fruchtbaren Neckarbergland, senkt sich im No. zum Maintal und geht im So. zu den wellenförmigen Flächen des badischen Baulandes über, welches von der Tauber durchflössen wird. Im S. wird das Gebirge vom reizenden Neckartal durchbrochen*). *) Manche Geographen rechnen den Odenwald erst n. vom Neckar ab.

6. Das Deutsche Reich - S. 71

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 71 — Am günstigsten liegen d.ie Verhältnisse in den Maintalgegenden selbst. Hier wird viel Wein, (Stein- und Leistenwein bei Würzburg), edles Obst und Getreide angebaut. Deshalb ist auch die ganze Landschaft ein lachendes Frucht- gesilde. — Das Landschaftsbild in den s. Ebenen ist vielfach einförmiger. Weite Sandflächen sind da mit Kiefernwald bestanden und erinnern an die Mark Brandenburg. Eine Ausnahme macht das Gebiet von Nürnberg mit seinen Tabak- und 'Hopfenanpflanzungen. b) Die Bewohner gehören zu dem oberdeutschen Volksstamme der Mainfranken, Ursprünglich gehörten die obern und Mittlern Main- gegenden zu dem großen Königreiche der Thüringer und waren von Chatten und Hermunduren, einem den Thüringern verwandten Volksstamm, bewohnt. Im 6. Jahrhundert wurde das mächtige Thüringerreich von den Franken und Sachsen zertrümmert und geteilt. Die Siegesbeute der Franken war das Maingebiet, aus welchem sich allmählich ein ostfränkisches Herzogtum entwickelte. Seit diesem-unterscheidet man Rh ein franken und Main franken. Im obern Maingebiet hatten sich von O. her slavische Stämme festgesetzt. Sie -führten den Flachsbau und Hopfenbau aus Böhmen ein und schürften im Fichtelgebirge zuerst auf Eisen und Gold. Den fränkischen Herzögen gelang es, diese Bolksstämme entweder zu verdrängen oder zu germanisieren; doch erinnern heute noch Ortsnamen in Oberfranken auf -itz, -itzfch, -ich, an jene slavische Zeit. — Der Konfession nach sind die Mainfranken der s. Striche (Mittelsranken) fast durchweg evangelisch; um den Main (in Ober- und Unterfranken) überwiegt dagegen bedeutend das katholische Bekenntnis. Die wichtigsten Nahrnngsquellen bilden in den Talgebieten Ackerbau und Weinkultur. In Oberfranken ist der Flachsbau eine sehr wichtige Nahrungsquelle, in den fruchtbaren Strichen Mittelfrankens der Tabak- und Hopfenban. Vorherrschend gewerbliche Bevölkerung findet sich in den Strichen um Nürnberg mib Würzbnrg; vielerlei Haus- gewerbe kommt neben der Landwirtschaft in Oberfranken vor. — Das Wohnhaus der Bauern ist die fränkische Hofanlage. Wohnhaus und Nebengebäude sind getrennt. Der rebenumrankte Giebel des Wohnhauses ist nacb der Straße gekehrt; daneben ist das Einfahrtstor, welches in vielen Fällen zu einem eigenen Torhause erweitert ist, in welchem man dicht am Giebel eine Tür für Fußgänger, weiter rechts einen Torweg für Wagen ein- gerichtet hat. Der Eingang zum Wohnhause befindet sich an der breiten, dem Hos zugekehrten Seite. Eine durchgehende Flur teilt die Wohnräume in zwei Abteilungen. Dem Wohnhause gegenüber, rechts von der Straße aus, liegen die Ställe und Gerätschuppen, die hintere Seite des Hofes wird dem Torhause gegenüber durch die Scheune abgeschlossen. Hinter derselben und dem Wohn- hause sind Gartenanlagen*). — Die fränkische Hofanlage hat sich wegen ihrer praktischen, bewährten Einrichtung über einen großen Teil von Deutschland ver- breitet und dürfte unter allen Hofanlagen am nieiften anzutreffen sein. c) Ortskunde. A. Im Königreich Bayern. In Ober- franken: Bayreuth, Hst. von Oberfranken, in sehr schöner Lage am roten Main, alter Hohenzollernsitz, war von 1791—1807 preußisch; gewerbereich (Baumwollenspinnerei); Wagners Nationaltheater. — Kulmbach, am weißen Main, mit großartigen Bierbrauereien. — Vierzehnheiligen, am Main, besuchtester Wallfahrtsort in Franken. — Bamberg, größte Stadt in Oberfranken, inmitten eines großen Gartenbaugebietes. 3 km vom Main an der Rednitz gelegen, wichtiger Bahnknotenpunkt, Erzbischofssitz. *) Vergl. die Schilderung in Goethes Hermann und Dorothea.

7. Das Deutsche Reich - S. 41

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 41 — Z. Tas Klima. Hillsichtlich der klimatischen Eigenschaften bilden das deutsche Alpenlaud und das Bodenseegebiet scharfe Gegensätze. Die bedeutenden absoluten Höhen, die auch in den Alpentälern — mit Ausnahme des etwas milderen Jnntales — nirgends unter 700 m herabsinken, lassen das deutsche Alpeugebiet viel rauher und nieder- schlagsreicher erscheinen als die tiefer gelegene Umgebung des Bodeusees. Die Ufergelände des Bodensees zeigen mittlere Jahrestemperaturen von 9—100c. Die Durchschnittswärme der alpinen Gebirgstäler beträgt nur 7,5° C., sinkt aber im Gebirge selbst auf 4--60, am Königssee und in der Wetterfteingruppe sogar unter 4°C. herab. Hinsichtlich der Niederschlags- menge steht das Bodenseegebiet hinter der Alpenzone zurück, obwohl es von den feuchten westlichen Winden eher getroffen wird. Das gebirgige Ufer im So. und O. erreicht aber immerhin noch jährlich 1000 mm Niederschläge, während der noch im Regenschatten des Schwarzwaldes gelegene N. des westlichen Sees nur etwas über 700 mm erhält. In den Alpen beträgt der Jahresdurchschnitt 1375 mm, sinkt aber im Jnntale wieder unter 1000 mm herab. — Die meridionalen Gebirgstäler sind wie der Bodensee häufig der Tummelplatz starker Föhnwinde. 4. Die Bewohner sind in den n. Bodenseegegenden und in den Allgäuer Alpen Schwaben, in den übrigen Alpengebieten Ober- bayeru. Fast alle bekenueu sich zur katholischen Kirche. Die Bevölkerungsdichtigkeit ist in den Alpen sehr gering (22 auf 1 qkm); im Gelände n. vom Bodensee beläuft sie sich dagegen auf 90 — 100 für 1 ([km. Tiefe immerhin bedeutende, die mittlere Bevölkerungsdichtigkeit des deutschen Reichs fast erreichende Volksdichte ist auf deu lebhaften Handel und Verkehr und die Fruchtbarkeit der Bodenseegebiete zurück- zuführen. — Die gesunde Bergluft der Alpen und die vorwiegende Beschäftigung im Freien fördern bei den Alvenbewohnern Gesundheit,, Rüstigkeit und Frohsinn. Die Tracht der Älpler, die indes auch Modeu und Änderungen unterworfen ist, besteht bei den Männern aus grauer Jägerjoppe mit grünen Aufschlägen, kniesreier Hose ans^ Loden, bis zum Knie reichenden Strümpfen und starken, dick benagelten Bergschuhen. Gurt und Hosenträger sind aus Leder und mit Namens- zügen und Figuren gestickt. Sie bilden einen wichtigen Teil der National- tracht. Eiu grüner Hut vollendet den Anzug. Die Tracht der Frauen hat in den einzelnen Gegenden Unterschiedliches. Charakteristisch sind das buntverzierte Mieder und die sußsreieu Röcke. Der Hut ist der gleiche wie bei den Männern. Als Wohnhans tritt namentlich in Dörfern und Einzelgehöften das „Alpenhaus" auf. Es ist unten aus Stein, im obern Stock- werk aus Holz gebaut. Das flachgieblige, weit vorspringende Dach ist mit Schiudelu gedeckt, die durch darauf gelegte Steine festgehalten und vor Stnrmgewalt gesichert werden. Neuerdings treten auch bereits Ziegeldächer auf. Der Giebel ist mit Schuhwerk verziert. Zwischen dem obern und untern Stockwerk läuft ein "hölzerner Altan um das Haus,, zu welchem auch von außen Treppen emporführen. Er dient der Familie im Sommer zum Aufenthalt, wird ferner zum Trocknen von Früchten und Wäsche und zu allerlei häuslichen Verrichtungen benutzt. Dicht am Hause wird unter dem schützenden Dach das Holz für den Winter hoch aufgeschichtet. In der vordem Hälfte des Hauses ist die

8. Das Deutsche Reich - S. 182

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 182 — allen Seiten die Ausrodung des prächtigen Urwaldes begann, der zumeist .ms Eichen bestand, reichte der Spreewald von Lübben bis Äotüms. Heute ist von dem schönen Walde nur noch ein kleiner Rest übrig, in dem die Erle vorherrscht. Der größte Teil des Bodens ist Wiesenland oder dem Pslug und Spaten dienstbar gemacht. Der humusreiche Boden bringt vorzügliche Gemüse und Gartenfrüchte hervor, die auf den Märkten in Lübbenau ihren Absatz finden. Besonders zu den Meerret tichmarkten im Herbste kommen die Händler von weither, um Einkäufe von Gurken und Meerrettichen zu machen. — Der V e r kehr findet bei der Unzahl der Wasserstraßen im Sommer fast aus- schließlich mit Kähnen statt, die von jung und alt sicher geführt werden. Auf Kähnen fahren die Kinder zur Schule und Sonntags die Leute zur Kirche. Der Hochzeitszug besteht aus einer Reihe von geschmückten Kühnen mit fröhlichen Insassen; ein Trauerkahn führt auf der kühlen Wasserstraße die sterblichen Reste des geliebten Dahingeschiedenen zur letzten Ruhestätte. Mit dem Kahn bringt der Briefträger Briefe und Zeitungen, besucht man den Nachbar, verfolgt der Jäger den Wilddieb, fährt der Arbeiter zur Arbeit in Feld, Wiese und Wald. Aus Kähnen werden Heu- und Feldfrüchte heimgebracht, das Vieh auf die Weide geführt und das Holz heimgeholt. Im Winter treten Schlitten und Schlittschuhe an die Stelle der Kähne. Das Schlittschuhlaufen wird dann selbst von den ältesten Leuten als wichtiges Beförderung^ und Verkehrsmittel betrieben. — Die Bewohner des Spreewaldes sind Abkömmlinge der Wenden und haben in Sprache, Sitten und Trachten ihre Stammeseigentümlichkeiten treu bewahrt. In manchen Städten Brandenburgs, so auch in Berlin, suchen die Spreewälderinnen als Kinderwärterinnen und im Hausdienst Beschäftigung und erregen durch ihre kleidsamen Trachten die Aufmerksamkeit des Beobachters. Die Siedelungsverhältnisse im Spreewalde vereinigen gewöhnlich Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude und Garten auf derselben Insel. Die Häuser sind in der Regel Blockhäuser mit kleinen Fenstern und Schilfdächern und mit Rankpflanzen geschmückt. — Im Sommer herrscht starker Fremdenverkehr im Spreewalde. Nachdem die Spree den Spreewald verlassen hat, fließt sie in ruhigem Laufe dahin und ist auch für größere Fahrzeuge schiffbar. Ihr Lanf fuhrt durch drei Seen (darunter der tückische Müggelsee), berührt den alten Bischofssitz F ü r st e n w a l d e, umschließt auf einer Insel Köpenick; sie strömt dann in mehreren Armen dnrch Berlin und vereinigt sich unterhalb Charlottenburg, Spandan gegenüber, mit der Havel. Erwähnenswert sind im Gebiete der unteren Spree zunächst die beiden Markgrafen st eine ans den Ranenschen Bergen bei Fürstenwalde, wohl die größten aller erratischen Blöcke des deutschen Tieslandes. Der größte ist in drei Teile zersprengt worden. Aus dem einen derselben ist die Schale im Berliner Lustgarten gearbeitet < Gewicht 75 000 kg', Durchmesser 6,90 m); aus dem zweiten sind 4 Bänke und ein Tisch gefertigt, die in der Nähe des Fundorts ans- gestellt sind; der dritte liegt noch an seiner Stelle, ebenso wie der andere der beiden ursprünglichen Steine, der als der kleinere einen Umsang von 21,6 m hat und 5 m über den Boden emporragt. — Nordwestlich von Fürstenwalde liegen die berühmten Kalkberge bei Rüdersdorf mit großartigen Kalksteinbrüchen. Die Bewohner des märkischen Flachlandes sind — abgesehen von den Wenden im Spreewalde — durchweg deutsch und mit geringen Ausnahmen evangelisch. Seit Jahrhunderten hat sich ein besonderes inniges Verhältnis der Märker zu ihren hohenzollernschen Landesherren herausgebildet. „Setze ich mich vor meine Pommern und Märker und habe schon die Hälfte meiner Monarchie verloren, nur selbst den

9. Das Deutsche Reich - S. 200

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 200 — ging. Doch diese riefen zornig: ..Wahr die Garr, de Bur de kumt!" und- besiegten das feindliche Heer bei Hemmingstedt. Erst allmählich gelang es deir. ^ldenburger, Lüneburger, holsteinischen und dänischen Fürsten und Grafen, die Friesenstämme zu unterwerfen, und auch dann mußten sie ihnen vielerlei Sonderrechte zugestehen. — Der heutige Marschbauer erinnert in seinem Wesen voll und ganz an seine tapfern Vorväter. Er ist ernst und gemessen, hält aufs Althergebrachte viel und ist rechthaberisch bis zum Eigensinn. „Der Friese singt nicht," sagt ein Sprichwort, und in der Tat ist er mehr Verstandes- als Gefühls mensch, liebt aber treffende Sprichwörter und kurze, kräftige Schlagwörter. Die angesehensten und ältesten „Hausmannssamilien" (so werden die reichen Gros;- bauernfamilien genannt) vertreten den in den meisten Marschen fehlenden Adel völlig in ihrer Art und sehen auf den kleinen Käthner als den „lütten Mann" herab, der „nicht genug Kleie unter den Füßen" hat. Dieser Stolz des Marsch- dauern zeigt sich insonderheit in seinem Austreten nach außen hin und der festlichen Gelegenheiten. Eine Kränkung seiner Ehre erfüllt den Marschbauern mit heftigem Zorn. Gefängnisstrafe hält er besonders für schmachvoll und wendet wohl Tausende daran, um ihr zu entgehen. Als einst ein Marschbauer hörte, daß sein studierender Sohn einige Tage Karzer bekommen habe, weinte er vor Wut und Scham. „Ich harr jo gern," rief er voll Schmerz, „dusend Daler un noch mehr gewen, wenn he man nich sitten schull. Wat het de Jung mi dat nich schrewen!" In gewissem Sinne beeinträchtigt der Heimatstolz des Marschbauern sein Urteil über den Wert anderer Länder. So erzählt man von einem alten Hausmann, der seinen reiselustigen Sohn mahnend bei der Hand nahm und zu ihm sagte: „Sieh, Jung, hier is de Marsch, und de ganze anner Welt is man Geest. Wat wullt du dumme Junge nu in de Welt maken?" Im besonderen zeigen die Bewohner der einzelnen Länder trotz der Übereinstimmung in ihrem Wesen doch besondere Unterschiede. Ter O st e r st a d e r und der S t e d i n g e r sind die gutmütigsten und loyalsten aller Marschbewohner; der Butjadinger ist voll Kraft und Festig- keit, moderner Kultur nicht abgeneigt; die Hadler und Keh ding er- find luxuriös und stark renommistisch; der Jeverländer neigt zu freien Anschauungen, der Altländer endlich ist schlau, gewandt, miß- iranisch und verschlossen gegen Fremde, hält dagegen am strengsten au alten Gebräuchen fest. Im alten Lande trifft man auch noch am häufigsten das alte friesische Bauernhaus an. Vom Giebelfirst schaut das alte Friesenzeichen herab, das sich bis Flandern findet. Es besteht aus zwei Schwänen, von denen_ jeder sich in die Brust beißt. Die Giebelseite des Hauses ist nach der Straße gekehrt und zeigt eine bunt gestrichene Tür, oben mit Lichtscheiben, die meist den Namen des Besitzers in heller Farbe tragen. Hinter der Tür liegen die Vorratsräume mit den Schätzen an Linnen, Betten, Kleidern und sonstigen^ Vorräten. Auch ist die Tür nur eine Nottür, um bei Gefahr schnell die kostbarste Habe zu retten. Bor dem Giebel breitet sich ein sorgsam gepflegter Blumengarten aus, und den Abfchluß nach der Straße bildet ein tüchtiger "Graben, über den feitivärts eine Brücke führt. Von hier gelangt man nach dem Haupteingange an der Längs- feite des Hauses. Nach der Straßenseite zu liegen neben den Vorratsräumen die Wohnzimmer, auf der andern Seite von der Straße am weitesten entfernt^ die große Diele mit den Viehställen. Überall im ganzen Wirtschaftsleben zeigt sich eine Vorliebe für Sauberkeit und bunte Farben. 3. Ortskunde. a) I m Gebiet der freien u u d H a u s a st a d t Hamburg: Hamburg (706 Tsd. E.), zweite Stadt des Deutschen Reichs^ zwar 100 km vom Meere, aber an der selbst für die größten See- schiffe bis hierhin zugänglichen Unterelbe gelegen, inmitten der Nordsee- länder, benachbart den nordischen Reichen, durch den tiefen und breiten

10. Das Deutsche Reich - S. 206

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 206 — Reihe von Vorfahren inne gehabt"). In dem ganzen Landstrich trifft man keine geschlossenen Dörfer. Vielmehr leben die Bauern (nach altgermanischer Art) mit ihrem Gesinde auf Einzelgehöften, die gewöhnlich mitten in ihrer Feldmark liegen und von schönen Obstgärten und Eichenbeständen umgeben sind. Das Wohnhaus^ ist nach altsächsischer Art gebaut und vereinigt unter- feinem Dache die Tenne, die Stallungen für das Vieh und die Wohnräume für die Menschen. Das große, einstöckige Haus steht mit dem Giebel nach der Straße und ist am First des Daches mit zwei geschnitzten Pferdeköpfen ge- schmückt. In der Mitte der Giebelseite ist die „Einfahrt", durch welche man auf die Tenne kommt. Von da wird die Ernte auf den Speicher bis zum Dach untergebracht. Rechts und links sind die Plätze für das Vieh, das über die Niedern Futtermauern hinaus dem Tun und Treiben auf der Tenne zusieht. Im Hintergrunde der Tenne, etwas erhöht gelegen, bemerkt man den riesigen Kochherd mit seiner schwarzen, umfangreichen Überdachung, in der die großen Schinken, Würste und Speckseiten zum Räuchern aufgehängt sind. Hinter dem Herde liegen die Wohnräume der Bauersleute. Sehr häufig kommt es vor, daß nicht nur die Eltern des Bauern, sondern auch seine unverheirateten Schwestern und Brüder im Bauernhause wohnen. Des Hauses wertvollstes Heiligtum ist der Herd. „Er ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt, daß die Hausfrau, welche dabei sitzt, zu gleicher Zeit alles übersehen kann. Ohne vom Stuhle aufzustehen, übersieht sie zu gleicher Zeit drei Türen, dankt denen, die hereinkommen, heißt sie bei sich niedersetzen, behält Kinder und Gesinde, Pferde und Kühe im Auge, hütet Keller und Kammer, spinnt immerfort und kocht dabei. Sie überwacht das Gesinde bei der Arbeit und sieht, wie das Vieh gefüttert und die Dresche ge- wandt wird. Wer den Herd von der Diele absondert, beraubt sich großer Vorteile. Er kann nicht mehr sehen, was der Knecht schneidet und die Magd füttert, und die Einfahrt wird ein Schleifweg des Gesindes." — „Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer beisammen lebt, wo der weite Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter Marktplatz für das kleine häusliche Gemein- wesen ist, um welchen herum dessen sämtlichen Gliedern, Menschen und Vieh ihre besonderen Plätze angewiesen sind: wo eben dieser Raum die Jugend nicht nur zu angestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterm Tanze und Gelage ver- sammelt: da mußte ein haushälterischer anhanglicher Sinn zur Familie, eine größere Anhänglichkeit selbst zum Vieh, mußte für den Genuß der Freuden des Lebens im engen, bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, als Ivo alles innerhalb derselben Wirtschaft zerfahren und getrennt lebt." lkutzen). Die Feldmark des Bauern ist von einem niedrigen Erdwall umzogen, auf dem allerlei Heckengesträuch wächst. Ab und zu gewähren die Gebüsche eine Durchsicht bis zum Nachbargehöft, oder es öffnet sich auch eine Fernsicht zum Kirchturm, dessen Glocken Sonntags die Leute der Bauernschaften^^) des Kirchspiels zur Kirche rufen, die den eigentlichen Einigungspunkt der Bauern bildet. Hier findet man sich nicht nur zu Messe und Hochamt ein, sondern auf demkirchwegeundvorder Kirche werden auch geschäftliche, familiäre und sonstige Angelegenheiten besprochen. Die Landwirtschaft ist der wichtigste und mit Ausnahme einzelner Striche um die mittlere Ems auch der einzige Nahrnngszweig der Be- völkernng. Westfälischer Schinken und Pumpernickel sind im ganzen Reiche rühmlichst bekannt. Ortstunde. In der Provinz Westfalen: Münster(64tsd. E.), Reg.-Bez.- Hptst., mitten im Münsterlande gelegen, Sitz der höchsten Provinzial- *) Durch Immermanns Hofschulzen aus dem „Oberhof" ist die knorrige, aber durch und durch gesunde und ehrenwerte Gestalt des westfälischen Bauern mit seinem kernigen Wesen, dem Mangel an Interesse im allgemeinen, seinem Hange zum Partikularismus und seinem unbeugsamen Rechtsgefühl in Deutschland allgemein bekannt geworden. **) Zu einer Bauernschaft zählen 20—70 Höfe.
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